Cäcilie „Cilli“ Bauer hat vergangenes Jahr mit ihrem Partner, pro clima Techniker Günter Bergmann, für den Oxfam Trailwalker 2011 die Mannem Alpinis gegründet. 2012 ist sie als Supporterin dabei. Die 51-Jährige erzählt im Interview, was Supporterinnen zwischen den Checkpoint-Stationen machen und warum Schweigen manchmal mehr unterstützt als gutes Zureden.
Cäcilie Bauer, dieses Jahr besteht das Mannem Alpinis-Team aus acht Läufern und acht Supporterinnen. Warum laufen Sie nicht selbst mit oder ist ein 100-Kilometer-Lauf Männersache?
Auf keinen Fall ist das reine Männersache – vergangenes Jahr habe ich viele Frauen beim
Oxfam-Trailwalker mitlaufen sehen. Die meisten Mannem Alpinis Supporterinnen sind auch sehr fit und einige davon wollen nächstes Jahr mitlaufen. Ich selbst kann das leider nicht, da ich Fußprobleme habe. Vor Jahren bin ich bei einer Wanderung 15 Meter abgestürzt. Seitdem schmerzen meine Füße spätestens bei Kilometer 30 einer Wanderung. Man kann inzwischen viel mit den richtigen Schuhen und Einlagen kompensieren, das aber leider nicht.
Ist es überhaupt gesund, 100 Kilometer am Stück und innerhalb 30 Stunden zu laufen?
Was gesund ist oder nicht, ist beim Sport meist relativ. Es ist jedoch möglich, mit einer durchdachten und konsequenten Vorbereitung 100 Kilometer zu laufen, ohne später unter gesundheitlichen Schäden zu leiden. Wer noch nie 100 Kilometer zu Fuß erlebt hat, sollte sich unbedingt an einen Trainingsplan halten. Sonst könnte die Gesundheit beeinträchtigt werden, beispielsweise an den Knien und Sehnen.
Wo liegt die Schwierigkeit bei solch einer langen Strecke?
Viele denken, dass es auf die Ausdauer ankommt. Das ist auch ein wichtiger Teil, jedoch müssen auch Gelenke und Muskeln trainiert sein, denn das lange Gehen belastet immens. Ab Kilometer 50 muss auch der innere Schweinehund überwunden werden, hier muss man mental stark sein. Vor allem, da es nachts auch dunkel wird. Als Supporterin habe ich vergangenes Jahr einige Läufer auf den letzten Kilometern eher torkeln als gehen sehen. Teilweise habe ich Gesichter zwischen völliger Erschöpfung und Verzweiflung beobachtet. Am Zieleinflauf waren sie jedoch überglücklich. Man sollte sich vorher bewusst sein, dass es eine Extrembelastung ist, schließlich ist man meist mehr als 20 Stunden unterwegs und hat keinen Schlaf.
Vergangenes Jahr musste ein Teammitglied der Mannem Alpinis bei Kilometer 60 abbrechen. Wie soll das dieses Jahr verhindert werden?
2011 haben wir erst im Juli beschlossen, beim Oxfam Trailwalker mitzumachen. Keiner konnte einschätzen, wie es ist, 100 Kilometer zu laufen. Das komplette Team hatte vorher keine Zeit, seinen Rhythmus und Geschwindigkeit bei gemeinsamen Probewanderungen kennenzulernen. Somit sind die Läufer viel zu schnell gestartet. Die Anfangsgeschwindigkeit lag bei etwa sieben Kilometern die Stunde. Dieses Tempo 100 Kilometer lang durchzuhalten, ist sehr schwer. Dieses Jahr sind wir bereits ein paar Mal zusammen gelaufen, haben die zwei Teams auch nach passender Geschwindigkeit aufgeteilt. 2012 wollen wir unbedingt, dass alle acht Läufer ans Ziel kommen. Aber auch die Tagesform der Läufer entscheidet über das Durchhalten oder Abbrechen. Es gibt auch Profisportler, die bei entscheidenden Wettkämpfen abbrechen müssen.
Beim Oxfam-Trailwalker stehen vor allem die Läufer im Mittelpunkt. Werden Supporter nicht genügend gewürdigt?
In unserem Team werden die Supporter sehr gewürdigt. Vergangenes Jahr haben die Läufer auch gesagt: „Ohne euch hätten wir das nie geschafft.“ Dass sich Supporter bei den Mannem Alpinis wohlfühlen, sieht man auch an der großen Anzahl: wir sind gerade acht – und eventuell bekommen wir noch weiteren Zuwachs. Wir gehen auch nach den geschafften 100-Kilometer-Oxfam-Trailwalker gemeinsam auf die Bühne, um die Medaillen abzuholen. Generell jedoch stehen bei dem Trailwalker die Läufer im Vordergrund. Ich mache mit, weil ich damit die Projekte von Oxfam unterstütze. Die Entwicklung des Teams zu sehen und dabei zu sein, macht Spaß. Ich bringe auch meine Erfahrungen als psychologische Ergotherapeutin in das Team: Ich beobachte die Gruppendynamik und versuche bei Schwierigkeiten, die Mannem Alpinis wieder auf das Wesentliche, unser Ziel, hinzuweisen.
Was hat Ihnen beim Oxfam-Trailwalker 2011 besonders gefallen?
Die Stimmung vergangenes Jahr war großartig. Vor allem der Start war beeindruckend. Hier habe ich gemerkt, dass es eine besondere Veranstaltung ist, dass die Teams im Mittelpunkt stehen: Alle starten gemeinsam und laufen für ein gemeinsames Ziel. Schön fand ich auch, dass zwischen Leistungssportlern auch viele Hobbyläufer aus Freundschaftscliquen, Arbeitsteams und – wie wir – DAV-Sektionen mitliefen, denen es vor allem um die Oxfam-Idee ging. Die Mannschaften konkurrieren zwar, aber es ist trotzdem kein richtiger Wettbewerb.
Wie hat sich die Stimmung während des 100 Kilometer-Laufes in Ihrem Team verändert?
Je länger die Läufer unterwegs waren, desto angegriffener waren sie. Sie kamen an ihre psychischen Grenzen. Hier versuchten wir sie entweder aufzumuntern, motivieren oder einfach schweigend zuzuhören. Die Läufer selbst wurden immer schweigsamer. Ich hatte das Gefühl, dass wir auf den letzten Abschnitten lieber nicht reden sollten. Gute Zusprüche konnten sie fast nicht mehr aufnehmen. Wir haben sie ermuntert, viel zu trinken. Wir haben die Zeichen der körperlichen Erschöpfung genau beobachtet – wenn sie das Limit erreicht hätten, hätten wir sie auch zum Abbruch bewegt.
Was machen die Supporter in ihren Pausen, zwischen den Checkpoints?
(Cäcilie Bauer lacht)Am Anfang haben wir uns es gut gehen lassen. Nach dem Start haben wir den ersten Parkplatz angesteuert, uns an einen See gelegt und entspannt. Dann haben
wir immer geschaut, wo die nächsten Checkpoints sind und wie lange wir dorthin brauchen. Etwa alle 15 Kilometer gab es einen Checkpoint. Einmal mussten wir etwas außerhalb parken und die Versorgungskisten 15 Minuten lang zu den Pausenstationen zu Fuß transportieren. Wir haben öfter mit den Läufern telefoniert, um zu wissen, was sie alles an der nächsten Haltestation brauchen: Strümpfe, Klamotten, Wasser zum Auffrischen – einmal haben sie sogar ein alkoholfreies Bier geordert.
Was macht dir am Supporter-Dasein besonderen Spaß?
Dieses Jahr finde ich es besonders spannend zu sehen, wie sich unsere Gruppe entwickelt. Wir bereiten uns schon seit vergangenem Herbst vor. Durch dieses Oxfam-Projekt lerne ich Menschen kennen, mit denen ich normalerweise nicht zusammentreffe. Ich freue mich, dass wir alle zusammen auf ein großes Ziel – möglichst viele Spenden sammeln – hinarbeiten.
Beim Oxfam Trailwalker 2012 geht es auch um die Unterstützung von Mädchen und Frauen. Warum ist Dir das wichtig?
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Ich hatte in meinem Leben Glück, dass ich immer meinen Weg gehen durfte und auch als Mädchen und später als Frau in meinen Ideen bestärkt wurde. Ich habe mich immer für Frauenarbeit eingesetzt, beispielweise Räume zu schaffen, in denen sich Frauen ungezwungen bewegen können.
Kontakt zu den Mannem Alpinis
Falls Sie Fragen ans Team haben – kontaktieren Sie die MAalpinis über diese Email-Adresse: presse@MAalpinis.de, auf Twitter gibt es auch Neuigkeiten zu den Vorbereitungen und Teammitgliedern www.twitter.com/MAalpinis
Der aktuelle Spendenstand: http://trailwalker.oxfam.de/Alle-Teams-2012
Wo kann gespendet werden?
Man kann direkt online, über die Homepage von Oxfam spenden:
Per Überweisung und Lastschrift kann auch gespendet werden. Dazu diesen Flyer (hier als PDF-Dokument) ausdrucken, ausfüllen und dann an Oxfam schicken.
Hintergrund: Oxfam Deutschland e.V.