Bauteilprüfungen am Institut für Fenstertechnik (ift) Rosenheim
Fensteranschlusssysteme werden am ift Rosenheim im Bauteilversuch auf ihre Leistungsfähigkeit hin überprüft. Dazu werden die Luftdichtheit und die Schlagregendichtheit eines eingebauten Fensters im 1:1-Maßstab zusammen mit dem Abdichtungssystem im Prüflabor getestet.
pro clima Fensteranschlusssysteme wurden nach der Prüfrichtlinie MO-01/1:2007-01, Abs. 5 des ift Rosenheim sowohl im Neuzustand nach dem Einbau als auch nach einer beschleunigten Alterung geprüft. Dazu wird das Fenster in einen Prüfrahmen eingebaut. Zuerst wird dann raumseitig die Luftdichtheit und danach die Schlagregendichtheit der äußeren Anschlüsse getestet. Der Bauteilversuch von pro clima wurde ohne weitere Abdeckungen (Fensterbank, Putzsystem o. ä.) und ohne Dämmstoff in der Fuge durchgeführt – er ist dadurch besonders anspruchsvoll.
Prüfung auf Luftdichtheit
Bei der Luftdichtheitsprüfung wird Über- und Unterdruck in der Prüfkammer erzeugt und so Winddruck und Windsog simuliert. Diese Wechsellast (Druck-Sog) sorgt bei den Anschlussklebebändern für Materialstress sowohl in Bezug auf die Haftung auf den jeweiligen Untergründen als auch auf die Bewegungsaufnahme innerhalb des Klebebandes. Ideal ist, wenn kein messbarer Luftdurchgang im Labor gemessen wird, denn dann besteht auch unter Baubedingungen die Möglichkeit, einen dichten Anschluss herzustellen.
Auch Schlagregendichtheit gehört dazu
Mit dem nächsten Schritt wird das Bauteil auf Schlagregendichtheit geprüft. Hierzu wird die äußere Abdichtung geschlossen, dann erfolgt die Beaufschlagung des Prüfkörpers mit Winddruck und einer definierten Wassermenge. Der Druck wird langsam in Stufen auf 600 Pa (ca. 100 km/h Windgeschwindigkeit) hochgefahren. Im Gegensatz zur Luftdichtheitsprüfung, bei der eine gewisse Undichtheit zulässig wäre, darf beim Schlagregen nicht ein Tropfen Wasser durch den Anschluss kommen. Ist dies erreicht, ist die Prüfung bestanden. Auch hier gilt: Zeigt sich im Labor unter diesen extremen Belastungen (ungedämmte Fuge, hoher, langanhaltender Schlagregen, keine Abdeckung) ein System als dicht, sind das die besten Voraussetzungen, um unter realen Baustellenbedingungen mit ihren natürlichen Belastungen einen schlagregendichten Anschluss zu realisieren.
Eine Planung, welche die Detaillösungen, die Montageabfolge und die Zeitabläufe auf der Baustelle berücksichtigt, ist das A und O.
Praxistipp: Fensteranschluss einfach und sicher realisieren
Der Grundsatz „innen dichter als außen“ kann beispielsweise mit zwei verschiedenen Klebebändern gelöst werden, welche vor der Fenstermontage am Rahmen fixiert werden. Mit einer Klebezone auf der Vliesseite werden die Klebebänder auf den Rahmen geklebt. Die vollflächig klebende Rückseite kann nach der Fenstermontage zum Beispiel mit der Dampfbremse verbunden werden. Mit dem Klebeband kann ein absolut dichter Anschluss hergestellt werden, da diese Materialien an und für sich luftundurchlässig sind. Das bedeutet, dass es hier bei korrekter Verarbeitung zu keinen Restströmungen durch die Fuge beim Blower-Door-Test kommen kann. Auf der Außenseite bietet das Klebeband den Vorteil, dass der Witterungsschutz sofort gegeben ist.
Beispiel Sanierung: Fensteranschluss herstellen, Kunststofffenster, Mauerwerk
Weitere Informationen
- Detaillierte Einbauanleitungen für unterschiedliche Situationen können Sie unter fensterbox.proclima.com kostenfrei bestellen.
- Projektbericht Grundsanierung mit Fenstererneuerung: https://blog.proclima.com/de/2019/05/die-fuge-von-der-Schnittstelle-zur-nahtstelle/
- pro clima Fensteranschlussfolien: https://de.proclima.com/produkte/verbindungsmittel/anschlussklebebaender
- pro clima Absperrfolie für die Unterfensterbank: https://de.proclima.com/produkte/verbindungsmittel/absperrklebebaender/extoseal-encors
Der Autor
Christoph Böhringer hat Holztechnik an der FH Rosenheim studiert. Er ist Anwendungstechniker bei pro clima und Referent der pro clima Wissenswerkstatt Känguru. Seminare und Termine unter www.proclima.de/seminare.
Christoph Böhringer und seine Kollegen der Anwendungstechnik sind erreichbar unter:
Telefon: 0 62 02 – 27 82.45 oder E-Mail: technik@proclima.de
Dietrich Schneider sagt:
Vielen Dank für diesen Beitrag zum Thema Fenster. Interessant, dass man auch die Luftdichtheit checken muss. Ich denke, ich lasse mich da nochmal von jemanden bezüglich des neuen Fensters beraten.
Nina Hayder sagt:
Wir wollen eine Dachfenster-Reparatur vornehmen. Gut zu erfahren, dass man am Ende auch die Luftdichtheit prüfen sollte. Wir werden uns hierzu beraten lassen.
Lena Herfurtner sagt:
Vielen Dank für den Einblick in die Produktprüfung von Fenstern. Spannend, wie genau die Fenster geprüft werden. Ich hätte beispielsweise nicht erwartet, dass der Druck bis zu einer Windgeschwindigkeit von ca. 100 km/h hochgefahren wird. Ein Freund von mir ist Bauwerksabdichter, ich werde ihn mal fragen, wie er das macht.
Olli sagt:
Die Luftdichtheit finde ich besonders wichtig. Man kann einen Raum gar nicht richtig wärmen wenn die Fenster nicht gut abgedichtet sind. Das habe ich schon oft erlebt.