Für viele bedeutet ökologisch gleich teuer. Widersprechen sich Ökologie und Ökonomie?
Uwe Bartholomäi: Beide Begriffe sind von dem altgriechischen Wort »Oikos« abgeleitet. Es steht für die Haus- und Wirtschaftsgemeinschaft, und kann demnach nicht getrennt voneinander, sondern nur zusammen betrachtet werden. Auf lange Sicht können wir ökonomisch nur dann erfolgreich sein, wenn wir ökologisch handeln.
Ökologisches Bewusstsein ist in der Gesellschaft und in der Wirtschaft angekommen. Betrachten wir aber die Zahlen in Bezug auf Wohnraum, spiegelt sich das nicht wider. Warum?
Uwe Bartholomäi: 1950 hatte eine Person in Deutschland im Durchschnitt 14 qm Wohnfläche zur Verfügung. Im Jahr 2004 waren es dann 42 qm. Das hat mit mehr Wohlstand und gestiegenen Ansprüchen zu tun – entsprechend viel wurde gebaut. 2014, also innerhalb von nur 10 Jahren, ist die durchschnittliche Wohnfläche pro Kopf auf 46 qm gestiegen. Die Prognose für das Jahr 2030 liegt bei 56 qm. Diese Zahlen müssen wir auch kritisch betrachten: In 50% aller Haushalte in Deutschland lebt nur eine Person. Im Zuge des demografischen Wandels sind darunter viele ältere Menschen, die nach dem Auszug der Kinder Eigenheime von über 100 qm zu zweit oder alleine bewohnen.
Wie sieht es dabei mit dem Energieverbrauch aus?
Wie können wir das Bauen in der Zukunft neu denken?
Wie lässt sich das auf die Baupraxis übertragen?
Projekte, aber im Großen und Ganzen wird immer noch sehr konventionell geplant.
Warum gibt es so wenig Innovation beim Wohnungsbau?
Wie können wir das ändern?
Uwe Bartholomäi: Wir nehmen viel zu viel als gegeben und unveränderbar hin. Dabei gibt es einfache Methoden, wie z.B. die Kreislaufwirtschaft. Vielen ist der biologische Kreislauf bekannt, wenn beispielsweise ein Produkt wie Dämmstoff aus Hanf nach der Entsorgung zu ökologischem Nährstoff kompostiert wird.Es gibt aber auch den technischen Kreislauf. Nehmen wir an, die Fenster eines Hauses werden nach 40 Jahren ausgetauscht, dann werden diese heutzutage in der Regel auf den Müll geworfen, aber nicht wiederverwendet. Sie könnten aber auch zerlegt und als technischer Rohstoff der Produktion wieder zugeführt werden. Hier geht es quasi um die Rücknahme von Baumaterialien. Kreislauf ist gut, aber nicht genug. Wir brauchen neue Ideen für das Gemeinwohl und das Zusammenleben der Menschen.
Was tut pro clima dafür?
Uwe Bartholomäi: Es gibt den Begriff »Von der Wiege zur Wiege«, auch als »Cradle to Cradle« bekannt. Dabei geht es auch um die Verantwortung von Unternehmen Geldwirtschaft, Soziales und Natur zu verbinden und dabei Neues und einen Mehrwert für die Gesellschaft zu schaffen. Wenn wir es schaffen die drei Komponenten in einem Produkt zu vereinen und dieses erfolgreich auf den Markt bringen, erreichen wir schon eine große Wirkung. An diesen Themen arbeiten wir.
Ökonomie, Ökologie und Qualität sind also vereinbar?
Uwe Bartholomäi: Heute kann ich sagen: Ja, sie sind vereinbar. Vor 30 Jahren musste ich für meine Ideen noch kämpfen und wurde immer ein bisschen belächelt, wenn ich über Bio- und Öko-Themen gesprochen habe. Aber wir müssen weiterhin darauf achten, dass es in die richtige Richtung geht und nicht im Greenwashing endet. Öko bedeutet nicht nur Papier und Glas trennen, es ist viel mehr – das ist elementar.
- So tickt pro clima: „Bei einem erfolgreichen Unternehmen muss der Mensch im Mittelpunkt stehen“: https://blog.proclima.com/de/2015/11/so-tickt-pro-clima-interview/
- Interview mit pro clima Geschäftsführer Uwe Bartholomäi: „Alle profitieren von Wohngesundheit“: https://blog.proclima.com/de/2013/09/nordbau-wohngesundheit/