Schwetzingen – Jede Planung und Ausführung einer Dachsanierung ist anders, denn: es gibt keine Dächer, deren Arbeitsaufwand sich einfach nach Größe berechnen lässt. Stattdessen treffen Verarbeiter oft auf verdrehte Sparren, Schalkanten, zahlreiche Zangen, Wechsel, Kehlschifter oder Gratsparren. Daher ist die Nachfrage nach aktuellen Informationen und Lösungen für Dachsanierungssituationen groß. So war auch wenige Wochen nach Ankündigung der Dach-Praxis-Schulung 2014 diese bereits komplett ausgebucht.
Die drei Hersteller – pro clima – Experte für Luftdichtung innen und Winddichtung außen – , Dämmstoffhersteller GUTEX und Dachflächenfensterproduzent ROTO, hatten die Dach-Praxis-Schulung initiiert und zum zweiten Mal organisiert. So reiste das Seminarteam – Ingenieure, Praktiker und Berater – im Oktober und November durch fünf Städte in Deutschland. Mehr als 500 Verarbeiter, Planer, Händler, Energieberater, Gutachter und Holzbaustudierende besuchten die Dach-Praxis-Tour 2014.
Luftdichtung ist eine Planungsleistung
Darunter waren auch die Architektinnen Beater Ecker und Andrea Benz vom Architekturbüro Pöllmann aus Baldham. Sie haben derzeit den Auftrag, eine komplizierte Dachkonstruktion energieeffizient zu planen: „Ich kann bestätigen, was vorher der Praxisreferent Thomas Gärtner von pro clima gesagt hat: Jede Sanierung ist anders, es gibt gefühlt tausend Variationen von Traufsituationen in der Sanierung. Wir versuchen möglichst jedes Detail bereits im Luftdichtheitskonzept zu lösen, damit die Handwerker vor Ort schneller arbeiten können. Wir stehen als Planer jedoch vor der Frage, wie wir die Umsetzung und somit die Qualität der Verarbeitung kontrollieren können. Beim Dach-Praxis-Seminar wurde uns nochmal bestätigt, dass man immer eine – baubegleitende – Qualitätskontrolle mit Blower-Door-Messung durchführen sollte. Und das sofort nachdem die Luftdichtheitsebene verarbeitet wurde – bevor der nächste Bauabschnitt beginnt und Undichtheiten schlechter nachgebessert werden können.“
Komplizierte Übergänge kennen und nicht übersehen
Unter den Teilnehmern waren auch Studierende der FH Rosenheim. Heidrun Günther entschloss sich beispielsweise nach dem Abitur, hier Holzbau und Ausbau zu studieren: „Durch Seminare wie die Dach-Praxis erfahre ich typische Probleme, die im Baualltag vorkommen können. Gleichzeitig lerne ich, wie diese zu lösen sind.“ Im sechsten Semester hat sie als Wahlfach Bauen im Bestand gewählt. Hier lernt sie bei Professor Ulrich Grimminger, wie Gebäude saniert werden können: „Dabei weise ich die Studierenden darauf hin, dass bei der Planung und Ausführung vor allem die Anschlussdetails beachtet werden müssen: gerade bei der Dachsanierung werden schwierige Übergänge, wie an der Traufe, übersehen. Wer solche Einzelheiten ignoriert wird früher oder später mit Schäden in der Konstruktion konfrontiert“, sagt Professor Grimminger. Er spricht bei der Dach-Praxis-Schulung in Rosenheim und Butzbach über die energetische Ertüchtigung von Bestandsgebäuden.
Während die Mehrheit der Teilnehmer Sanierungen als Arbeitsschwerpunkt gewählt haben, gab es auch einige, die sich auf Neubauten spezialisiert haben. So auch der Diplom-Holzwirt Dr. Max-Georg Schütte. Er bietet mit seiner Firma Solares Bauen schlüsselfertige Holzhäuser an. „Wir arbeiten mit nachwachsenden Rohstoffen und Baustoffen, die besonders energieeffizient sind. Auch hier ist es wichtig, passende Systeme zu verarbeiten.“ Schütte betont, dass es hilft, wenn die Produkte eines Herstellers und darüber hinaus auch die Systeme verschiedener Gewerke aufeinander abgestimmt sind, damit beispielsweise Luftdichtung und Wärmedämmung gut zusammen funktionieren.
Alle Vorträge können nochmal auf der Dach-Praxis-Homepage angeschaut werden:
https://dachpraxis14.proclima.com/archiv/2014