»Als kompetente Partner vor Ort leistet pro clima einen Beitrag, um die energetische
und wirtschaftliche Optimierung von Gebäudehülle und Haustechnik zusammen-
zuführen.«
Im Berliner Süden passiert gerade Außergewöhnliches. Im vielfach ausgezeichneten Leuchtturmprojekt Wohnsiedlung Lichterfelde kombinieren die Planer hochinnovative Energietechnologien und berücksichtigen im besonderen Maße die Sozialverträglichkeit der Maßnahmen für die Bewohner.
Das geht nur Hand in Hand
Die Wohnungsgesellschaft Märkische Scholle geht mit dem Projekt einen mutigen, großen Schritt: Die komplette Modernisierung von 841 bestehenden Wohneinheiten bei voller Mietauslastung und die Umstellung des gesamten Quartiers auf regenerative Energien. Schon jetzt ist das Projekt mit zahlreichen Umweltpreisen ausgezeichnet und vom Umweltinnovationsprogramm des Bundes für die erstmalige großtechnische Anwendung einer innovativen Technologie mit 740.000 Euro gefördert. Ingenieur und Fachberater im Gebiet Ost Jan Lüth begleitet die Modernisierung der Gartenstadt Lichterfelde-Süd in der mehrjährigen Planungs- und Ausführungsphase und berät die Planer bei der Umsetzung der luft- und winddichten Gebäudehülle: »Ein solch komplexes umfangreiches Sanierungsprojekt im laufenden Betrieb ist für Planer und Verarbeiter eine besondere Herausforderung. Optimierte Arbeitsabläufe, wie wir sie mit pro clima forcieren, sind da für eine wirtschaftliche Ausführung unverzichtbar.«
Sozialverträglich, ökologisch und ökonomisch sanieren
Der Zahn der Zeit hat sicht- und spürbar an den Gebäuden genagt: Zugige
Fenster, feuchte Keller und vor allem nicht ausreichender Wärmeschutz ha-
ben zu hohen Betriebskosten geführt. Punktuelle Renovierungen wären öko-
nomisch und ökologisch nicht mehr vertretbar gewesen. Den fünfjährigen Sanierungs- und Modernisierungsprozess führt die »Märkische Scholle« in engem Dialog mit ihren Mietern durch, die teilweise bis zu einem halben Jahr in Ersatz-
wohnungen umziehen müssen. Oberstes Ziel ist, die Warmmieten nicht zu
erhöhen. Für die Genossenschaft steht fest: »Wir wollen beweisen, dass eine
so umfangreiche Maßnahme energetisch sinnvoll und sozialverträglich umsetzbar ist.«
Gebäude und Energiesystem als Einheit verstehen
Dies kann gelingen, denn die zukünftige Einsparung an Heizenergie soll die Investitionskosten der Sanierung von etwa 74 Millionen Euro weitestgehend kompensieren. Das Berliner Ingenieurbüro eZeit hat für die Wohnsiedlung ein umfangreiches Energie- und Umsetzungskonzept entwickelt, welches sämtliche Projektbeteiligte, Disziplinen und Aspekte mit einbezieht. Als erstes Teilprojekt führt das interdisziplinäre Büro die Sanierung von zwölf dreigeschossigen Gebäuden aus den 1930er-Jahren mit insgesamt 192 Bestandswohnungen aus. Zusätzlich schaffen die Architekten und Ingenieure durch die Aufstockung der existierenden Dachspeicher neuen Wohnraum für Familien mit Kindern. Die Energie wird zukünftig aus Solaranlagen, Erdwärme sowie Wärmerückgewinnung aus der Abluft gewonnen.
»Ein kontrolliertes Lüftungssystem versorgt die Wohnungen über Außenwandventile mit Frischluft. Hierfür und vor allem für die Wärmerückgewinnung der Abluft ist die dichte Gebäudehülle essentiell.« erklärt Lüth. »Hier kann ich bei regelmäßigen Baustellen-besuchen und durch meine langjährige Erfahrung unterstützen. Zudem prüfe ich die Qualität der Ausführung anhand von Blower-Door-Messungen und Gebäudethermografien.«
Energiewende im Bestand
Taco Holthuizen, Geschäftsführer von eZeit Ingenieure, setzt auf den Einsatz innovativer Technologien. Zwei intelligente Entwicklungen seines Büros sind entscheidend für die unabhängige Eigenversorgung der Siedlung mit regenerativen Energien: Vier »eTanks«, nach unten offene Erdspeicher und geothermische
Quellen, liegen 80 Zentimeter unter der Erdoberfläche neben den Gebäu-
den und ziehen unbegrenzt Wärme aus dem Erdreich. Ein »Dynamischer
Energie Manager (DEM)« leitet Energieüberschüsse in dem unterirdischen Wärmespeicher und führt sie bei Bedarf den Gebäuden wieder zu.
Komfortabler und CO2-neutral wohnen
Die Anlagensysteme der einzelnen Gebäude mit ihrem Wärme- und Strombedarf und dem Energieangebot sind zu einem lokalen »Micro Grid« zusammengeschlossen, um die Energieeffizienz zu erhöhen und zusätzlich Kosten zu reduzieren. Die Bewohner des Quartiers werden in Zukunft komfortabler und CO2-neutral wohnen und sind kaum noch von steigendenEnergiepreisen betroffen.
Auch Jan Lüth von pro clima blickt optimistisch in die Zukunft: »Bei Langzeitprojekten wie der Wohnsiedlung in Lichterfelde entstehen starke Partnerschaften und Netzwerke, bei denen alle Beteiligten voneinander profitieren und lernen. Aus technologischen Vorreiterprojekten dieser Art können wir viele Erkenntnisse für die Zukunft gewinnen, vor allem aber diese: Es geht um vernetzte, partnerschaftliche Zusammenarbeit.«
Weitere Infos:
Projekt: Sanierung und Modernisierung von 841 Wohneinheiten in Berlin Lichterfelde
Bauherr: Wohnungsgesellschaft Märkische Scholle Berlin